VON REGINA GOLDLÜCKE "In ihrem jahrzehntelangen Theaterleben hat Christiane Lemm viele Facetten ihres Berufes ausgekostet. 25 Jahre war sie im festen Engagement, darunter zehn am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach ihrer Abschiedsvorstellung als Mutter John in "Die Ratten" (1996) begann ein selbst gewähltes Vagabundendasein. "Ich gastierte an vielen Bühnen und durfte wunderbare Rollen spielen", erzählt sie. "Doch irgendwann war es an der Zeit, wieder etwas Neues zu beginnen." Den Wunsch, eigene Projekte zu verwirklichen, gab es schon lange. Die Lust daran war gewachsen, als Intendant Volker Canaris seinen Schauspielern eine kleine Spielwiese im Bistro einrichtete. Christiane Lemm nutzte sie für die szenische Lesung "Geliebter Lügner" und eine zweiteilige "Erotic Late Night" mit erotischen Geschichten aus dem 18. Jahrhundert. Dabei spürte sie einen nachhaltigen Impuls: "Sich ohne Maske und Kostüm eine Figur anzueignen, hat mich sehr bereichert. Das wollte ich ausbauen. Doch bis es schließlich soweit war, vergingen viele Jahre." |
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Ku-Tipp Juni (ep)
Christiane Lemm und Kalle Kubik haben das Werk des weltberühmten Schriftstellers neu gelesen und stellen in ihrem Programm Franz Kafka auch mit unbekannteren Texten vor. Es geht um die Fremdheit in der Welt, die der Außenseiter sowohl in seiner Familie als auch in seinem Beruf als Versicherungsfachmann verspürte; es geht um den Liebenden, der aus seinen Beziehungen stets wieder floh, aber seinen Geliebten eindringliche Briefe schrieb. Es geht um den kränklichen Mann, dessen düstere Visionen prophetische Qualität hatten. Die Schauspielerin aus Düsseldorf und der Autor und Regisseur aus Bonn rezitieren drei beeindruckende und höchst unterschiedliche Kurzgeschichten, angereichert durch erhellende Zitate aus Briefen und anekdotischen Episoden aus dem Leben. Der Abend, der auch mit originellen Musikeinlagen besticht, ist eine so nachdenkliche wie vergnügliche Annäherung an Franz Kafka. |
Neue Facetten von Franz Kafka Bonn. Der Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) scheint ausinterpretiert zu sein. Was wissen wir nicht über ihn, über sein literarisches Werk, sein exzessives Briefeschreiben, seine Beziehungen zu Frauen, sein Verhältnis zum Vater, seine Arbeit als Jurist, seine Krankheit, seinen Tod? Scheinbar alles. Und doch gibt es einige neue Facetten über den meistgelesenen deutschsprachigen Autor zu entdecken. |
Theaterkompass | 23.11.16 Spiel mir das Lied von der Freundschaft Das zwanzigste Jahrhundert war reich wie keines zuvor an großer weiblicher Dichtkunst in deutscher Sprache. Die Werke von Marie Luise Kaschnitz und Ingeborg Bachmann gehören dazu. Kaschnitz wurde 1901 in Süddeutschland geboren. Ihr frühes Schreiben war von der finsteren Weltkriegsepoche geprägt. In der Zeit danach blieb ihre Stimme präsent und gewichtig. Die hochbegabte Österreicherin Ingeborg Bachmann war 25 Jahre jünger, so konnte sie ihr Erwachsenenleben frei von den schlimmsten Katastrophen beginnen. Doch in den Wirren der Nachkriegszeit musste sie mit besonderen Schwierigkeiten nach Verortung und Entfaltung suchen, für sich und für ihre Kunst. |